PRURITUS | JUCKREIZ

Juckreiz wird chronisch genannt, wenn er mehr als 6 Wochen besteht.

Systemische Ursachen sind chronische Nierenleiden, Cholestase, Hodgkin-Lymphom, myeloproliferstive Erkrankungen, HIV-Infektion.
Er ist manchmal die Erstmanifestation von Leiden wie M. Hodgkin oder primärer biliärer Zirrhose, Monate vor anderen Symptomen.

Er kann im Bereich der Endokrinologie Symptom einer Hyperthyreose | Schilddrüsebünüberfunktion oder eines schlecht eingestellten Diabetes mellitus mit erhöhten Zuckerwerten sein. 

Zu den psychogenen Ursachen zählen Zwangsstörungen, Dermatozoenwahn und Drogenmissbrauch. 

Als neurologische Ursache sind der brachioradiale Pruritus (charakteristischer Juckreiz der Arme, wahrscheinlich durch Impingement von Spinalnerven), die Notalgia paraesthetica (lokalisiertes Jucken, oberer Rücken) und postherpetischer Pruritus.

Er kann die ganze Haut betreffen oder lokalisiert sein (z.B. Kopfhaut oder Oberer Rücken, Arme oder Leistengegend oder oder oder). Er wird mit dem Alter häufiger. Schlafstörungen, affektive Störungen inklusive Angst und Depression sind häufig und können das Jucken verstärken. 

Juckreiz kann zu "sekundären" Hautveränderungen führen durch Kratzen, Reiben oder Zupfen: Exkoriationen, unspezifische Dermatitis, Prurigo nodularis und Lichen simples chronicus. 

Da Lösungen mit hohem pH wie alkalische Seifen den Juckreiz fördern, sollten Feuchtigkeitscremes und Hautreiniger mit pH 4,5 bis 6,0 angewendet werden. 

Tropisches Menthol führt zu einem Kältegefühl, das zu lindern scheint.

Tropische Steroide (Cortisonhaltige Salben/Cremes) lindern den Juckreiz über die antientzündliche Wirkung. 

Als systemische Therapie werden in der Praxis oft sedierende Antihistaminika eingesetzt. 

Zur Wirkung von Gabapentin liegen Studien nur bei chronischen Nierenleiden vor. 

Zu SSRI finden sich Fallserien und 2 kleinere Studien, zu Mirtazepin gibt es Fallberichte. Auch trizyklika werden gelegentlich benutzt. 

Im Blut sollte ein großes Blutbild, Kreatinin, Leberwerte, Schilddrüsenfunktion, Blutsenkung und HIV-Serologie bestummt werden. Ausserdem sollte ein Thorax-Röntgen durchgeführt werden. 


frei aus Yosipovitch G et al.: Clinical practice. Chronic pruritus. N Engl J Med 368 (2013) 1625-1634